WG219 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin, Montag, 20. November 1911 oder kurz danach

So mußte ich mir
selbst etwas schweres
auferlegen und mich
an Ehrentage
von Dir und seinem
Werke fern halten.
Du weißt, daß es welches \ob es/
\ein/ Opfer für mich ist.

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seit 1 ½ Jahren glaubte
ich besser geworden zu
sein, seit die Liebe
das große Ingredienz
d. \meines/ Lebens \wurde/, mich ganz
hinnahm und muß
nun \bitter/ erkennen, daß
ich vieles kleine
tat, das mich vor
mir selbst herabsetzt.
Wie traurig ist das u

jenen Bru
ich kann nicht anders,
als unter der un-
mittelbaren Eingebung
meines Herzens an
Dich schreiben

Unbesonnenheit ist

wenn ich mich nicht
täusche, einer meiner
Hauptfehler,

 Vielleicht, vielleicht
ist noch Hoffnung,
daß Du mich durch
Dein herrliches Wesen
zu Dir hinaufläuterst

 Ich weiß ja nicht, ob
Du imstande sein wirst
zu vergeben, was ich Dir
tat und ob Du den Glau-
ben an mich hast, der
nötig wäre mich zu achten

\Deine Reife hat mich überwältigt
Du kennst mich so genau, weißt alles/
Ich zürne mit mir
daß ich unvorsichtig\keiten/
war, ehe Du Dich beging,
die Du als Vergewalti-
gung auffassen mußtest
ehe Du Dich sicher fühltest

 daß ich Deine Ehre
nicht genug schützte
in dem mir so
sicheren Gefühl, es
könne uns ja doch
nichts trennen

 Werde ich Dich zu
mir hinüberlieben?

 Meine Behausung etc,
wie wird das alles auf
Dich wirken.

 Für mich bin ich sicher!
Überall Liebe, das große
Ingredienz des Lebens


Apparat

Überlieferung

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Quellenbeschreibung

3 Bl. (3 b. S.) – Notizblock.

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

keine.

Datierung

Der vorliegende Entwurf bezieht sich auf die Uraufführung von am 20. November 1911 in München, zu der WG zuerst ebenfalls anwesend sein wollte, von AM jedoch die Bitte erhielt, nicht zu kommen (s. AM123), weshalb eine Datierung auf den Tag des Konzertes oder kurz danach am wahrscheinlichsten erscheint.

Übertragung/Mitarbeit


(Elisabeth Behnle)


A

Gustavs Ehrentage – Uraufführung von am 20. November 1911 in München unter der Leitung von , mit anschließender Aufführung der . Nachdem zuerst ebenfalls bei dem Konzert anwesend sein wollte, hatte ihn wahrscheinlich kurz davor per Telegramm gebeten, nicht zu kommen, s. AM123 vom 21. November 1911.